Frische Ideen angewandt

Frankfurter

Zukunfts

Kongress

10.02.2021

Medikamente besser transportieren

Prof. Ziegler und Dr. Andrianov im Interview zu Mytigate

Alle reden vom Impfen und haben plötzlich vor Augen, wie anspruchsvoll der Transport empfindlicher Medikamente sein kann. Pharmaunternehmen kennen die Herausforderung schon lange und ihre Logistikpartner auch. Eine EU-Regulierung hat sie noch beträchtlich erhöht. Mytigate nutzt digitale Intelligenz, um Risiken besser voraussagen, abschätzen und so verringern zu können. Der Lohn: geringere Transportschäden – und damit mehr Nutzen für alle, nicht zuletzt Patienten und Umwelt.

 

Herr Dr. Andrianov, Medikamenten-Logistik ist aktuell in aller Munde. Haben die Probleme bei der Corona-Impfung auch mit der Störanfälligkeit von Medikamentenlieferketten zu tun?

Dr. Andrianov: Aktuell ist es ein Problem, dass es von den zugelassenen Impfstoffen nicht die erforderlichen Mengen gibt. Zusätzlich ist aber auch die Logistik eine Herausforderung, denn anders als herkömmliche Impfstoffe, die im Bereich 2 bis 8 Grad transportiert werden dürfen, müssen die neuen Covid-19- Vakzine von Moderna im Tiefkühlbereich bei minus 20 Grad und von Biontech im Ultratiefkühlbereich bei minus 70 Grad gekühlt werden. Dafür gibt es in Europa eine verfügbare Infrastruktur, meist aber nur bei ausgewählten Spezialanbietern. Diese mussten erst identifiziert werden. Der Aufbau der internationalen Lieferketten ist noch herausfordernder, weil zum Einen ein Teil der Fluginfrastruktur coronabedingt nicht mehr vorhanden ist und zum Anderen, weil eine physische Überprüfung vor Ort aktuell aufgrund der Reisebeschränkungen erschwert ist.  

 

Frau Prof. Dr. Ziegler, Sie sind nicht nur Mitgründerin von Mytigate, sondern auch Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences. Welches Verbesserungspotenzial haben Sie durch Ihre Forschungen erkannt, das Sie mit Mytigate aktivieren möchten?

Prof. Dr. Ziegler: Die Mytigate GmbH möchte sich als RegTech-Anbieter etablieren und hat sich darauf spezialisiert, Pharmaunternehmen und Spediteure bei der Auswahl und Risikobewertung von  Transportdienstleistern und Strecken im Sinne der European Good Distribution Practice zu unterstützen. Über eine Selbstauskunft der Transportdienstleister bekommen Pharmaunternehmen einen tiefen Einblick in deren Fähigkeiten, Prozesse, Infrastruktur sowie über erworbene Zertifikate. Die Selbstauskunft ist mit einem Risikomodell verknüpft, welches eine schnelle Vergleichbarkeit der Dienstleister und Strecken ermöglicht. Schwachpunkte werden über Risikokennzahlen unmittelbar transparent. Über Auswahlfilter können Dienstleister nach besonderen Kriterien, z.B. EU-GDP-Zertifizierung, IATA CEIV-Zertifizierung oder Services für temperaturgeführte Produkte einfach identifiziert werden. Nach Auswahl und Dokumentation der Supply Chain Partner auf einer Strecke können anschließend automatisiert der ausgewählten Lane Qualitätsdaten (z.B. durch Daten aus Temperaturloggern) zugeordnet werden, um die Qualität der Transporte zu überprüfen. Aktuell ist Mytigate der erste Anbieter auf dem Markt, der ein solches Risikomanagement ermöglicht.

 

Herr Dr. Andrianov, Sie nutzen ein webbasiertes Tool, um  Verbesserungspotentiale aufzudecken. Wie helfen digitale Risikominimierung und Einsparungen dabei, die Logistik nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger aufzustellen? 

Dr. Andrianov: Unternehmen, die mit Hilfe von Mytigate ihre Strecken planen gehen, davon aus, dass sie weniger Qualitätsprobleme beim Transport haben. Damit gibt es auch weniger Abweichungsfälle, sogenannte CAPAs (corrective and preventive actions), denen Qualitätsmanager nachgehen müssen. Weiterhin gibt es weniger Produkte, die im Rahmen des Transports beschädigt wurden und entsorgt werden müssen. Weil Risiken besser eingeschätzt werden können, kann letztlich auch Verpackung eingespart werden. Damit wird ein Beitrag zur Nachhaltigkeit des Transports geleistet.

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Dr. Artem Andrianov, Mytigate

Dr. Artem Andrianov | Geschäftsführer

Dr. Artem Andrianov hat Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Kontrollsysteme und Radioelektronik sowie Finanzwissenschaften an der Staatlichen Universität in Tomsk, Russland studiert und im Bereich Mathematische Modellierung und Softwaresysteme promoviert. An der Cass Business School hat er einen MBA Abschluss erworben. Er verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung als Software Architekt und Software Entwickler für die Unternehmen der Pharmaindustrie.

Prof. Dr. Yvonne Ziegler, Frankfurt UAS

Prof. Dr. Yvonne Ziegler | Professorin für Betriebswirtschaftslehre

Prof. Dr. Yvonne Ziegler ist seit 2007 Professorin für Betriebswirtschaft mit besonderem Schwerpunkt Internationales Luftverkehrsmanagement. Sie war von September 2010 bis August 2013 Dekanin des Großfachbereichs Wirtschaft und Recht der Frankfurt University of Applied Sciences. Im Zeitraum 1991 bis 2006 war sie für den Lufthansakonzern in verschiedenen Führungspositionen im Vertrieb und Marketing im In- und Ausland tätig. Sie ist Mitglied des Promotionszentrum Logistik & Mobilität und stellvertretende Vorsitzende Direktorin des Institute for Aviation and Tourism (IAT).

Von 2017-2020 leitete sie das Forschungsprojekt Pharma Supply Chain Risk Management, welches durch das LOEWE3 Forschungsförderungsprogramm für herausragende wissenschaftliche Forschungsprojekte des Landes Hessen finanziert wird. Für Mytigate ist sie zudem als Sales Consultant tätig.

Technologieland Hessen

Technologieland Hessen

Hessen zählt zu Europas Top-Hightech-Regionen. Zur Wirtschafts- und Innovationskraft unseres Landes tragen besonders auch die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei. Mit dem Technologieland Hessen als Partner schöpfen KMUs ihr Entwicklungspotenzial aus und knüpfen Netzwerke zu Kooperationspartnern aus Industrie und Wissenschaft. Innovativ sein und Zukunft schaffen – und damit Hessens Profil im Wettbewerb der Technologie- und Innovationsstandorte schärfen, das sind die Ziele des Technologielandes Hessen. Deshalb fördert die Plattform zusammen mit der Hessen Trade & Invest GmbH das Projekt Mytigate der Frankfurt University of Applied Sciences ebenso wie ArePron, das ebenfalls mit einem Denkraum vertreten ist.